Mobilität in und um Rosenheim

Meinungen, Leserbriefe und andere Konzept in und um Rosenheim.

Leserbrief zum Artikel „Fußgänger sehen rot“ (OVB vom Wochenende 14./15.11.2020)

Das zentrale Problem in Rosenheim zu fast allen Verkehrsthemen ist die hohe Komplexität des Straßennetzes.

Dadurch wird man nie eine zufrieden stellende Ampelschaltung finden können.

Mathematisch gesprochen ist das Gesamtnetz (Straße plus Ampelschaltungen) ein Gleichungssystem, das in Rosenheim (fast) überbestimmt ist.
Folglich gibt es kaum Freiheitsgrade und nur wenige Lösungsmöglichkeiten.

In Alltagssprache: solange es so viele Fahr- und Abbiegemöglichkeiten gibt, welche eine Ampelschaltung berücksichtigen muss, gibt es wenig, was die Planer ausprobieren könnten.
Jede Änderung der Ampelphasen an einer Ampel kann dafür sorgen, dass an einigen anderen Ampeln das Chaos ausbricht.

Es gibt nur eine (bezahlbare) Lösung: mehr Einbahnstraßen.
Dadurch gäbe es insgesamt weniger Ampelphasen, und deshalb deutlich längere Grünphasen an jeder Ampel.

Angenehmer Nebeneffekt wäre, dass durch Wegfall von Fahrspuren Platz für breitere Fußwege und Radspuren entstünden, und nebenbei sogar noch Parkplätze (für Lieferanten, Kurzparken etc.) erhalten bleiben könnten.

Mein Vorschlag: Eine Art Altstadtring (ohne Radwege), auf welchem PKW und LKW möglichst fließend in beide Richtungen fahren können; innerhalb könnten fast alle Straßen zu Einbahnstraßen umgebaut werden. Ein Radwegenetz sollte räumlich getrennt von diesem Altstadtring angeordnet sein. Dazu könnte ein Teil der Straßen innerhalb dieses Rings zu Fahrradstraßen umgewidmet werden.

Der Altstadtring könnte grob gesagt über Chiemsee-/ Ellmaier-/ Samer-/ Münchner-/ Brianconstrasse geführt werden.

Ich denke, dass das in Rosenheim die einzige Chance wäre, dass alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen profitieren.

Matthias Dangl

Leserbrief zum geplanten 8-spurigen Ausbau der A8 zwischen Holzkirchen und Rosenheim

von Matthias Dangl

Dass der Irschenberg ein Nadelöhr der A8 ist bleibt unbestritten. Allerdings ist ein 8-spuriger Ausbau der grundsätzlich falsche Weg.

Viel sinnvoller wäre es den Irschenberg zu untertunneln, über das Leitzachtal eine etwas höhere Brücke zu bauen und die Rampe vom Leitzachtal nach Großseeham abzuflachen, (evtl. auf Höhe Großseeham nochmal einen kurzen Tunnel oder Einschnitt).
So könnte von Dettendorf bis Weyarn eine gleichmäßige, ziemlich flache Steigung erzielt werden.

Für sämtliche Verkehrsteilnehmer, für die Irschenberger und nicht zuletzt für die Natur (im Winter eingespartes Streusalz, eingespartes CO2 durch weniger Energieverbrauch der Fahrzeuge) wäre das ein großer Gewinn.
Das Gewerbegebiet und die Raststätte Irschenberg könnten über die bestehende Rampe vom Leitzachtal bis Irschenberg – zur normalen Straße zurückgebaut – entsprechend angeschlossen, die Ausfahrt Irschenberg entsprechend ins Leitzachtal verlegt werden.

Nicht zuletzt wäre die Raststätte Irschenberg (die dann zum Autohof würde) für durchfahrende Autofahrer noch lukrativer, da der Verkehrslärm weg wäre, und der Ausblick exklusiver.

V.a. könnte so statt weiterer Versiegelung nach Abschluss der Baumaßnahmen ehemalige Verkehrsflächen entsiegelt und z.B. wieder der Landwirtschaft zugeführt werden.

Für den Abschnitt Rosenheim – Freilassing gilt das gleiche: Kurvenradien vergrößern, durch Kuppen kurze Tunnel statt obendrüber, im Bereich einiger Ortschaften die Autobahn komplett einhausen würde die Akzeptanz in der Bevölkerung deutlich erhöhen, gleichzeitig aber auch den Verkehrsfluss. So könnten Stockungen, Unfall- und Stauursachen reduziert werden.

Das Geld wäre dafür sicher viel sinnvoller ausgegeben.

Leserbrief zum Artikel „Heute vor 50 Jahren fuhr der letzte Zug“ (OVB vom Wochenende 26./27.9.2020)

Matthias Dangl

Die Einstellung des Personenverkehrs auf dieser Strecke vor 50 Jahren aus heutiger Sicht zu bewerten, bringt sicher nichts.
Dennoch bleibt festzustellen, dass es anbetrachts der Verkehrssituation in und um Rosenheim heute an der Zeit wäre, mindestens die Strecke bis Rohrdorf zu reaktivieren. Mittelfristig wäre sogar zu überlegen, die Strecke nach Frasdorf mit Fortführung bis Aschau neu zu bauen.

Leider wird heute oft verlangt, dass sich eine Bahnstrecke oder ein neuer Bahnhalt wirtschaftlich rentieren muss.
Bei einer kleinen Gemeindeverbindungsstrasse zwischen Weilern, auf welchen pro Tag weniger als 50 Autos fahren, stellt diese Frage keiner, weil es zur Grundversorgung gehört.
Genauso sollte es zur Grundversorgung gehören, Bahnlinien (noch dazu bereits vorhandene) im Personenverkehr zu betreiben, wenn dadurch mehrere Orte und eine gewisse Anzahl von Einwohnern die Chance bekommen, in weniger als 5 km Entfernung zum Wohnort einen Bahnhalt zu bekommen. Die verbleibende Strecke bis zum Bahnhalt wird per Rad, Roller, Auto, Ortsbus (bzw. in Zukunft auch Konzepte wie „people mover“) zurückgelegt.

Denn nur wer die Chance hat, in der Nähe des Wohnortes in die Bahn zu steigen, fährt evtl. auch weiter.
Es ist bekannt, dass der Umstieg von Zug zu Zug im Bahnhof deutlich akzeptierter ist als der Umstieg vom Bus in den Zug.

Ein Bus, der alle Orte anfährt, braucht deutlich länger von A nach B als ein Zug (vorausgesetzt, man ertüchtigt und modernisiert vorhandene Bahnstrecken, dazu braucht es aber meist gar keine großen Baumaßnahmen).
Was hingegen keiner macht ist, erst mit Auto oder Motorroller 3 km zu einem Bushalt zu fahren, um dann in den Bus umzusteigen und in der nächstgrößeren Stadt weiter in den Zug.

Die Rohrdorfer Strecke wäre auch Teil der Idee „Rosenheimer Regionalbahn“, welche leider noch zu unbekannt ist (siehe www.roregio.org).
Auch wenn die grafische Gestaltung dieser Seite angestaubt wirkt, ist das Konzept aktueller denn je.

Da eine Umsetzung nicht von heute auf morgen geht, wäre es an der Zeit, jetzt mit Machbarkeitsstudien oder einer Vorplanung zu beginnen.

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